konzept für eine architekurbibliothek an der tu-wien
mag. gerhard fritz
 
 
 
 
 

konzepte für eine neuordnung der bestände an der tu-wien:
 

bei den vielen gesprächen mit mitarbeitern der bibliothek (hr. kubalek, hr. würzl) wie mit angehörigen des lehrkörpers der architekturfakultät (prof. semsroth, prof. martens, univ.-ass. marquet u.v.a.) aber auch bei den ausführlichen wie aufschlußreichen unterhaltungen mit der bibliothekarin der bibliothek des instituts für städtebau (fr. ar. lacina) wurden immer wieder der schon lang gehegte wunsch nach einer eigenen bibliothek für den architekturbereich betont. offensichtlich werden hier die vorteile einer zusammenfassung höher beurteilt als die probleme, die so ein schritt zwangsläufig mit sich bringen wird.  

eine zentralfrage wird bei allen varianten die verringerung der mehrfachankäufe bzw. mehrfacharchvierungen werden. unbestritten ist, daß gewisse basiswerke in jedem institut, z.t. auch mehrfach vorhanden sein müssen (z.b. neufert: bauentwurfslehre). auch gewisse zeitschriften können ohne großen finanziellen aufwand öfter angeschafft werden (architekturperiodika sind erfreulicherweise noch relativ günstig). wesentlich - auch für die unterbringungssituation - wir aber sein, sich von der vorstellung des unbedingten archivierens jedes einmal gekauften exemplares lösen zu können. vielmehr sollten nach bindung eines jahrganges oder feststellen des archivierungsexemplares die anderen den studenten zum kauf (z.b. nach dem kilopreis o.ä.) angeboten werden.

die konzepte haben auf verschiedenen ebenen ansatzpunkte:

studentische ebene:  schaffung zusätzlicher lese-, recherche- (und studier)plätze, erleichterung und wesentliche zeitliche ausweitung des zugangs zur benötigten literatur ebene forschung und lehre: schaffung von kompetenten bibliothekarischen ansprechpartnern, entlastung der institutsverwaltungen und des mittelbaus von nebenaufgaben bibliothekarische ebene: schaffung eines bibliothekarisch kompetenten bereiches im bereich der architektur, entlastung der räume der hauptbibliothek (regale wie leseplätze) für den zuwachs anderer wissensgebiete, erweiterung der bibliothekarischen angebote (dokumentenlieferdienst, auswertetätigkeit, dokumentation) praxis: schaffung einer fachkundigen ansprechstelle für recherchen im vorfeld von neuen bauaufgaben, definition eines ortes für anregungen, gespräche und neue ideen grundsätzlich sind fünf varianten zur verbesserung der situation auf dem gebiet der architekturliteratur denkbar:
 

1) minimalvariante:

die einfachste möglichkeit wäre, die bestehenden strukturen zu straffen und die bestände besser zu warten. bei allen vorteilen dieser variante würden die gravierenden mängel der derzeitigen zustände (mangelnde öffnungszeiten der institute, nichtkoordinierter bestandsaufbau etc) wahrscheinlich nicht in den griff zu bekommen sein. vorteile: nutzung des bestehenden personal- und raumangebots nachteile: bereitschaft zur abgabe von institutsstücken sehr eingeschränkt
weiterhin vermehrte anschaffung von mehrfachexemplaren (aus alter abneigung der hauptbibliothek gegenüber)
raum/geld/personal: keine neuen räume notwendig (ev. nutzung von reserven nach übersiedlung maschinenbaufakultät), keine neuen budgetansätze (ev. umschichtungen), verdichtung des fachpersonals an der hauptbibliothek notwendig (ausweitung des serviceangebotes als akzeptanzfaktor des projekts)
 
2) zeitschriftenbibliothek die zusammenfassung der zeitschriftenbestände in eine zentrale einrichtung ist die minimalvariante des dekanates. sie entspräche vom leistungsangebot der zeitschriftenabteilung der universität für angewandte kunst. wünschenswert wäre in diesem fall jedenfalls die zusammenführung der bestände aus der haupt- und den institutsbibliotheken. vorteile: reduzierung der mehrfachanschaffungen bzw. -bindungen bei zeitschriften, verbesserung der benutzbarkeit durch die studenten, möglichkeit des ausbaues der infodienste bis zum literaturlieferdienst, vermehrung der leseplätze nachteile: nur ein teil des angebotes abgedeckt, keine entlastung der institute von der buchbearbeitung und -verwaltung, schaffung einer weiteren zeitschriftenstelle neben der zeitschriftenabteilung der hauptbibliothek raum/geld/personal: bei verbringung der altbestände schon wesentlicher platzbedarf, einsparungen der bindekosten für verstärktes service nutzbar, zumindest 2- 3 posten (1 A, 1 B, 1 D) notwendig
 
3) studienrichtungsbibliothek architektur die einrichtung einer studienrichtungsbibliothek würde bei allen architekten mit großen wohlwollen aufgenommen werden. sie vereinigte alle bibliothekarischen vorteile mit der schaffung eines geistigen zentrums für das fachgebiet an der tu-wien. als anfangsdotierung könnte mit einem bestand von 80.000 bänden gerechnet werden (die hälfte der institutsbestände, die architekturteile der hauptbibliothek sowie neubeschaffungen). als operative größe sind 100.000 bände anzusehen. vorteile: weitestgehende reduktion der mehrfachanschaffungen, unterstützung eines architektenbewußtseins, wesentliche verbesserung der betreuungssituation, ausbau der bibliothekarischen dienste nachteile: fachübergreifende literatur wäre entweder doppelt zu beschaffen oder auf zwei standorten getrennt aufzustellen (z.b. tragwerkslehre, geometrie etc.), neidgefühle anderer teile der fakultät bzw. der gesamtuniversität, ältere bestände müßten regelmäßig ausgeschieden und in (geschlossene) magazine der hauptbibliothek gebracht und könnten in der folge nur mehr dort benutzt werden. raum/geld/personal: diese variante ist in allen drei parametern intensiv, die min. nutzfläche ist 800- 1200 m2, die finanziellen aufwendungen können nicht mehr durch umschichtungen wettgemacht werden (ausweichen auf sponsoring?), an personal sind je nach öffnungszeit und aufgabenstellung min. 5 – 6 bedienstete die untere grenze.
 
4) fakultätsbibliothek für architektur und raumplanung eine eigene fakultätsbibliothek würde die (anm. des. verf.: unglückliche) zusammenlegung der bereiche raumplanung und architekur mit seinen zwei sehr getrennte arbeitsfeldern widerspiegeln. auch würden der raumplanerteil (ca. 640 hörer gegenüber 4040 architekten) gefahr laufen, unterdotiert zu werden. auch die standortfrage wird umso schwieriger, da die raumordnungs- von den architekturinstituten disloziert liegen. vorteile: zusammenschluß von gemeinsamen bereichen (garten- und landschaftsgestaltung, städtebau), schaffung eines fakultätsgeistes nachteile: die rechtfertigung gegenüber den bauingenieuren wäre nicht einfach, wegen der ausklammerung des zweiten großen baubereiches der tu-wien wäre fachübergreifende literatur weiterhin doppelt zu beschaffen, zusätzliche probleme könnte es bei der notwendigen abgabe der bestände der raumordungsinstitute geben raum/geld/personal: für so eine einrichtung wäre ein umfangreicher neubau und ein hoher personalstand notwendig. auch die finanzielle belastung wäre erheblich.
 
5) baubibliothek eine baubibliothek nach innsbrucker muster wäre zwar ein idealziel, doch wäre das gegenüber der gemeinschaftlichen identität der tu-wien nicht durchsetzbar. auch würde so eine einrichtung zur aushöhlung der hauptbibliothek führen, da dort 1/3 der studenten versorgt werden würde. letzlich wäre der flächenmäßige, finanzielle wie personelle aufwand nicht bewältigbar.
 
6) unverändertes die lehrbuchsammlung wäre aus praktikablen gründen in allen varianten in der hauptbibliothek zu belassen. dies hat sich auch an der ub-wien seit jahren bewährt. auch die aufstellung der diplomarbeiten und dissertationen sollte, obzwar eine verlagerung auch erhebliche vorteile für die direkte benutzung brächte, aus archivalischen gründen an der hauptbibliothek verbleiben.
 



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