LIBER architecture group seminar

the multifunctional library


besichtigungen außerhalb von london:

cranfield information and libary service
universität von cranfield:
 
warum am vortag andrew mcdonald die bibliothek von cranfield als hangar bezeichnete (andere hatte er als scheune bezeichnet) wurde klarer, als die wegweiser am campus die gleiche richtung zur bibliothek und zum flugfeld angaben. die cranfield university entwickelte sich nämlich aus einem aeronautischen ausbildungszentrum zu einer hochschule, deren lehrangebot mittlerweile neben der luftfahrt verwandte bereiche wie industrieautomation und maschinenbau, aber auch bio- und lebensmitteltechnologie, agrarwissenschaften, militärwissenschaften und management umfaßt. die 1964 gegründete institution versteht sich heute als vornehmlich als postgraduale forschungs- und bildungseinrichtung.

1992 wurde ein neubau für die bibliothek unumgänglich, mit der planung beauftragte man niemand geringeren als sir norman forster. die vorgabe war, daß das gebäude den hohen technischen anspruch cranfields ausstrahlen soll. vom architektonischen gesichtspunkt scheint diese aufgabe auch gelöst worden zu sein, vom bibliothekarischen blieben nach dem rundgang zweifel. alle ästhetik des hauses kann die elementaren probleme, wie den hohen lärmpegel durch die offene halle mit ihren vortrags-, ausstellungs- und pausenbereichen, die nichtverstellbaren industrieregale und die enge im verwaltungsbereich nicht mindern. als weg zwischen dem anspruch der moderne „form follows funktion“ und dem postmodernen ansatz „funktion follows form“ wählt sir norman den dritten, die high-tech architektur, deren maschinenhaftigkeit oft über funktionelle mängel hinweggeht.

doch die bauaufgabe lag auch, wie bei so vielen neuerrichteten bibliotheken englands im spannungsfeld zwischen der modernen informationstechnologie und dem klassischen bibliotheksverständnis. diesem spannungsfeld kann sich auch die architektur nicht entziehen, gute architektur bezieht daraus oft sogar entscheidende anregungen. die positionierung zwischen alten und neuen aufgaben war hier aber trotz aller kritik am gebäude durch die meisterschaft des architekten, der kleinheit des projekts (lediglich 3.000m2) und der umsichtigen führung durch die verantwortlichen während der bauphase als interessant zu bezeichnen.

bilder des bibliotheksgebäudes



unversität von herfortshire
das learning resource center am hatfield campus:

das zweite objekt, dessen besichtigung am nachmittag auf dem programm stand, sollte noch weiter von traditionellen bibliotheksverständnis entfernt sein. schon der name „learning resources centre“ verrät, daß das aufbewahren und anbieten von büchern nur mehr ein angebot unter vielen ist. die university of hertfordshire ist eine ausbildungsstätte mit umfassenden lehrangebot. von den 18.000 eingeschriebenen studenten leben 10.000 am campus in hatfield, auf dem im september 1997 ein neues „information house“ in betrieb ging. das management des zentrums ist neben den biblithekarischen aufgaben für das zentrale edv-netzwerk des campus, die auswahl der software, die medienausstattung, urheberrechtsfragen, die universitätsdruckerei und die zentrale auskunftserteilung zuständig. da hierbei für notwendige arbeiten wie die katalogisierung/klassifizierung keine zeit mehr bleibt, ist diese an die buchhändler ausgelagert worden.

das gebäude ist das größte, wenn auch nicht das architektonisch aufregendste seiner art in großbritannien und verfügt über eine nutzfläche von 11.750 m2. darauf sind neben den verwaltungsräumen 600 lese- und 800 pc arbeitsplätze, eine freihandbibliothek für 200.000 büchern, zeitschriftenbänden, videos bzw. cd´s, 15 gruppenarbeitsräume, 3 edv-lehrsäle, ein videostudio und ein buffet untergebracht. die integration von service- und studierräumen, das häufige lernen in gruppen, das gegenseitige helfen aufgrund des user-support-systems, vor allem aber das in der zentrale halle situierte buffet läßt eher an ein warenhaus denn an ein lernzentrum denken. die öffnungszeiten von 8.30 bis 2.00 bedingen trotz besonderer sicherheitsvorkehrungen und selbstbedienungssystemen einen enormen personalaufwand. die zukunftssicherheit wollte man durchgehende doppelböden erreichen, die eine sofortige umwandlung von leseplätzen in pc-arbeitsplätze ermöglicht - viele teilnehmer fragten sich nach der besichtigung, wo dann noch platz für das lesen wäre.

bilder des learning resource center



nach diesen eher ernüchternden erlebnissen folgte mit einer führung und einem dinner in knebworth house, einem kleinen verträumten landschloß in der nähe des campus von hatfield der sehr erfreuliche ausklang dieses tages.



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mag. gerhard fritz