LIBER architecture group seminar

the multifunctional library


4) die kernaussagen der einzelnen vorträge:

eröffnung und einleitung

in seinem eröffnungsvortrag am dienstag früh hinterfragte prof. mittler die weitere notwendigkeit von bibliotheksbauten in der zukunft. braucht man für kommende, virtuelle, elektronische bibliotheken überhaupt noch gebäude? die funktion von wissenschaftlichen bibliotheken war seit jeher die versorgung von forschung und lehre mit der benötigten literatur. früher mußten dazu bücher in gebäuden untergebracht werden. doch laufend werden neue elektronische formen für die publikation von texten, bildern und musik entwickelt. welche änderungen ergeben sich durch die einbeziehung dieser neuen medien in das versorgungsangebot der bibliotheken? müssen die bibliotheksgebäude in zukunft nicht viel eher „teaching instruments“ sein, so flexibel als möglich erdacht, um die laufenden informationstechnologischen neuerungen integrieren zu können?



die multifunktionale bibliothek

ein überblick über aktuelle bauten im vereinigten königreich:
prof. andrew mcdonald, universität von sutherland

prof. andrew mcdonald von der university of sutherland sollte über neue gebäude im vereinigten königreich berichten. er fragte aber zuerst nach den funktionen einer multifunktionalen bibliothek in der zukunft? und nach den visionen für gebäude, in denen diese funktionen erfüllt werden können?

wenn heute gebäude für die zukunft gebaut werden sollen, müssen eigentlich deren visionen gebaut werden. dann entstehen flexibile, leicht adaptierbare, somit zukunftssichere gebäude, deren grundprinzipen die funktionalität der abläufe und die wirtschaftlichkeit des betriebs sind. das wesentliche augenmerk bei der planung ist dabei auf den benutzungsbereich zu legen, um auch in zukunft platz für immer höherwertige angebote verfügbar zu haben. dabei müssen die gebäude doch einfach zu benutzen („selbsterklärend“), behindertengerecht („denn das ist auch für nichtbehinderte gerecht“) und kompakt sein („wegen der kosten, aber auch der wege“). das alles bedenkend muß man gebäude schaffen, die wie selbstverständlich funktionieren, d.h. in denen sicherheitfragen, klimatisierung, belichtung und beleuchtung u.v.m. keine zusätzlichen probleme aufwerfen.

bei den ausführungen über weitere qualitäten wie erweiterbarkeit und variabilität gewährte der vortragenden einen kleinen einblick in die englische seele, als er fragte: „warum teilen wir die arbeitsplätze in carrels?“ er lieferte gleich drei mögliche antworten: „weil wir das licht verbannen wollen, verhindern wollen, daß computer aufgestellt werden oder aber mehr strenge wollen.“ viele weitere qualitäten wollte er noch aufzählen, vor allem aber die neuen englischen beispiele präsentieren, doch dafür reichte die vorgegebene zeit leider nicht mehr.



das adsetts center der sheffield hallam universität:
graham bulpitt, sheffield hallam universität
bill cowan, faulkner-browns, architekt

graham bulpitt:

graham bulpitt präsentierte das adsetts-centre der sheffield hallam university, dem er als direktor vorsteht. am fallbeispiel dieses multifunktionalem lernzentrums versuchte er den grundlegenden unterschied zu herkömmlichen bibliotheken herauszuarbeiten.

um dem einzug der neuen technologien in die bibliothekswelt gerecht zu werden, wurde 1995/96 das adsetts-centre als integriertes lernzentrum mit einer nutzfläche von 11.000 m2, aufgeteilt auf 7 ebenen, errichtet. wie als bestätigung betonte der englische premierminister tony blair im national grid for learning: „technologiy has revolutionised the way we work and is now set to transform education". diese wandlung bedingt andere unterrichtsmethoden als noch vor 20 jahren und damit auch andere gebäude. das leitbild für den bau war dabei: „lerning is the heart of this university’s work and this building represents our commitment to providing a high quality environment for our students". im neubau sind neben den bibliotheksdiensten inklusive aller modernen elektronischen informationsmöglichkeiten das edv-zentrum, ein videostudio sowie seminar- und unterrichtsräume untergebracht. die einrichtungen werden täglich von 10.000 benutzer besucht, das sind nahezu 50% der 20.000 eingetragenen studenten der universität.

bill cowan:

bill cowan vom architekturbüro falknerbrowns gab einen einblick in die entwurfsprinzipien bei diesem projekt. vor 30 jahren hätte man bibliotheken noch als starr geplante gebäude ohne möglichkeiten von laufenden modifikationen errichtet. aber bereits anfang der 60-er jahre begann das büro faulknerbrowns, beeinflußt durch amerikanische vorbilder, mit versuchen zu flexibler, kosteneffizienter architektur. grundsätzlich definiert sich architektur sowohl aus der funktion wie aus dem bauplatz. der typus des „lerning resource centre" wurde auf diesem campus ein neuer, wesentlicher gebäudetyp. die zusammenarbeit des planungsteams mit den bibliotheksverantwortlichen wurde jedenfalls als gut beschrieben, was in der frage gipfelte: „vielleicht können architekten doch freunde der bibliothekare sein?



spezielle aspekte des designs multifunktioneller gebäude:

bürodesign der zukunft:
d.i. stephan zinser, frauenhofer-institut für arbeitswirtschaft und organisation
 
stephan zinser vom frauenhofer institut für arbeitswirtschaft aus stuttgart versuchte anhand zahlreicher folien ein bild des büros im 21. jahrhundert aus der sicht der zukunftsforscher zu geben. daß er dabei auf ungläubige zuhörer stieß, war vielleicht durch die etwas gewagten ansätze seiner ausführungen bedingt. so zeichnete er ein bild des digitalen büros in der cyber-wirtschaft und des digitalen haushaltes in der cyber-gesellschaft. in den szenarien werden nur mehr mobile arbeitsplätze, flexible zeiteinteilung und dezentralisierte strukturen beschrieben. die modelle sehen für die mobilen arbeiter der zukunft virtuelle multimedia-boxen vor, in denen sie sich mit ihren interaktiven datenbleistiften einlocken, um mit der aufgesetzten 3d-brille jede art von information empfangen zu können. die ersten schritte in diese richtung, workplace-sharing und telearbeit, haben großen firmen bereits gesetzt. und es blieb der beängstigende eindruck, daß die weiteren den zukunftsforschern gar nicht schnell genug gehen können.



akusik:
rémi raskin, capri acoustique, suresnes

rémi raskin versuchte aus frankreich die akustischen probleme, die sich speziell bei bibliotheksbauten ergeben, näher zu erläutern. er beschränkte sich aufgrund von sprachproblemen leider auf allgemeine feststellungen über die entstehung von lärm und auf spezielle möglichkeiten der reduzierung bzw. dämpfung durch verschieden absorbierende materialien.



kommunikation und informationstechnologie:
howard nicholson, universität von bath

als leiter des library and learning centre der university of bath versuchte howard nicholson die abstrakten begriffe kommunikation und informationstechnologie an beispielen aus seinem haus zu erläutern.

die um- bzw. neubauten von bibliotheken in den letzten jahren wurden durch drei faktoren initiiert: bedarf an mehr gruppenarbeitsplätzen, bedarf an mehr pc-arbeitsplätzen und bedarf an mehr bücherstellraum. der dritte, für bibliothekare wesentliche, wurde von den verantwortlichen immer abgelehnt. um in bath mehr leseplätzen und integrierte edv anbieten zu können wurde 1994 beschlossen, das alte gebäude umzubauen. die vorgabe war, auch „computer assisted learning - cal“ zu ermöglichen. so wurden in der erste ausbaustufe 350 pc-arbeitsplätze eingeplant (die auf das doppelte aufgestockt werden können) und 650 lese- bzw. gruppenarbeitsplätze (die man dann entsprechend reduzieren müßte). jedenfalls erwartet man, daß jeder student bis 2001 über einen tragbaren pc verfügen kann. durch die it-infrastruktur und ein multimedia-netzwerk wird die verfügbarkeit unterschiedlicher software in definierten bereichen gesteuert. die arbeitsschwerpunkte sind textverarbeitung (50%), e-mail (20%), internet-recherchen (15%), sowie tabellenkalkulation und cad. das offenhalten des hauses über 24 stunden erfordert einen hohen aufwand an sicherheitsstechnik. aber auch die besucherfrequenz von 6.000 personen pro tag (bei 6.000 inskribierten studenen) verlangt besondere maßnahmen. eine identifizierung der besucher durch id-cards, eine buchsicherungsanlage und pc- arretierung sind obligatorisch, zusätzlich sind ständig zwei techniker im haus anwesend. ein weiteres problem ist der „warenhauseffekt“ verbunden mit lärm, essen, trinken, „handyphonieren“ und dem mißbrauch der computeranlagen. dieser konnte durch strikte zonierung mit glaswänden, zentralisierung der kopierer und videoüberwachung eingedämmt werden.



ein blick in die zukunft:

neue wege der kommunikation und der informationstechnologie:
bill southwood, kommunikationsdirektor, ove arup and partners, architekten

bill southwood stellte er einen vergleich an: 1925 sagte c. coolidge „the business of america is business“. heute müßte man ihm antworten „the business of business is information“. früher hatten die bibliothekare das problem des „housing“ von informationen, durch die modernen technologien sind die information nicht mehr an einen ort gebunden. bei einer „wieder-erfindung“ der bibliothek könnten sechs zonen unterschieden werden: fassade (stellt die verbindung nach außen her und lädt ein), versammlungsplatz (als forum zur interaktion), kontaktpunkt (um mit den mitarbeitern in kontakt zu treten und hilfe zu erhalten), computer-workstations (zugang zur welt der informationen), projektbereiche (für informations-teamwork) und multimedia-zonen (ausgestattet mit neuesten technologien).



die self-service bibliothek:
janet stafford, universität von sutherland (http://www.sund.ac.uk)

der selbstbedienungsbibliothek - dem für bibliothekare schrecklichem wort - wurde durch janet stafford der schrecken genommen. die möglichkeiten der selbstbedienung würden im bereich der selbst-verbuchung, selbst-rückstellung, selbst-bezahlung der schulden und der selbst-registrierung bestehen. die gründe für die einführung solcher systemen können in der erhöhung der benutzerzahlen bzw. des größeren buchumlaufes oder der laufender verringerung des personals liegen. die änderung im ablauf der bibliothek seien aber minimal, es müßten nur geringfügige adaptierungen der einrichtung vorgenommen werden. aufwendiger wäre lediglich die einbringung eines sicherungssystem in die medien. ein interessanter vergleich der am markt befindlichen buchsicherungssysteme und eine umfangreiche literaturliste rundeten diesen vortrag harmonisch ab.



besichtigungen außerhalb von london:

cranfield information and libary service
universität von cranfield:

warum am vortag andrew mcdonald die bibliothek von cranfield als hangar bezeichnete (andere hatte er als scheune bezeichnet) wurde klarer, als die wegweiser am campus die gleiche richtung zur bibliothek und zum flugfeld angaben. die cranfield university entwickelte sich nämlich aus einem aeronautischen ausbildungszentrum zu einer hochschule, deren lehrangebot mittlerweile neben der luftfahrt verwandte bereiche wie industrieautomation und maschinenbau, aber auch bio- und lebensmitteltechnologie, agrarwissenschaften, militärwissenschaften und management umfaßt. die 1964 gegründete institution versteht sich heute als vornehmlich als postgraduale forschungs- und bildungseinrichtung.

1992 wurde ein neubau für die bibliothek unumgänglich, mit der planung beauftragte man niemand geringeren als sir norman forster. die vorgabe war, daß das gebäude den hohen technischen anspruch cranfields ausstrahlen soll. vom architektonischen gesichtspunkt scheint diese aufgabe auch gelöst worden zu sein, vom bibliothekarischen blieben nach dem rundgang zweifel. alle ästhetik des hauses kann die elementaren probleme, wie den hohen lärmpegel durch die offene halle mit ihren vortrags-, ausstellungs- und pausenbereichen, die nichtverstellbaren industrieregale und die enge im verwaltungsbereich nicht mindern. als weg zwischen dem anspruch der moderne „form follows funktion“ und dem postmodernen ansatz „funktion follows form“ wählt sir norman den dritten, die high-tech architektur, deren maschinenhaftigkeit oft über funktionelle mängel hinweggeht.

doch die bauaufgabe lag auch, wie bei so vielen neuerrichteten bibliotheken englands im spannungsfeld zwischen der modernen informationstechnologie und dem klassischen bibliotheksverständnis. diesem spannungsfeld kann sich auch die architektur nicht entziehen, gute architektur bezieht daraus oft sogar entscheidende anregungen. die positionierung zwischen alten und neuen aufgaben war hier aber trotz aller kritik am gebäude durch die meisterschaft des architekten, der kleinheit des projekts (lediglich 3.000m2) und der umsichtigen führung durch die verantwortlichen während der bauphase als interessant zu bezeichnen.

bilder des bibliotheksgebäudes der universität von cranfield 



unversität von herfortshire
das learning resource center am hatfield campus:

das zweite objekt, dessen besichtigung am nachmittag auf dem programm stand, sollte noch weiter von traditionellen bibliotheksverständnis entfernt sein. schon der name „learning resources centre“ verrät, daß das aufbewahren und anbieten von büchern nur mehr ein angebot unter vielen ist. die university of hertfordshire ist eine ausbildungsstätte mit umfassenden lehrangebot. von den 18.000 eingeschriebenen studenten leben 10.000 am campus in hatfield, auf dem im september 1997 ein neues „information house“ in betrieb ging. das management des zentrums ist neben den biblithekarischen aufgaben für das zentrale edv-netzwerk des campus, die auswahl der software, die medienausstattung, urheberrechtsfragen, die universitätsdruckerei und die zentrale auskunftserteilung zuständig. da hierbei für notwendige arbeiten wie die katalogisierung/klassifizierung keine zeit mehr bleibt, ist diese an die buchhändler ausgelagert worden.

das gebäude ist das größte, wenn auch nicht das architektonisch aufregendste seiner art in großbritannien und verfügt über eine nutzfläche von 11.750 m2. darauf sind neben den verwaltungsräumen 600 lese- und 800 pc arbeitsplätze, eine freihandbibliothek für 200.000 büchern, zeitschriftenbänden, videos bzw. cd´s, 15 gruppenarbeitsräume, 3 edv-lehrsäle, ein videostudio und ein buffet untergebracht. die integration von service- und studierräumen, das häufige lernen in gruppen, das gegenseitige helfen aufgrund des user-support-systems, vor allem aber das in der zentrale halle situierte buffet läßt eher an ein warenhaus denn an ein lernzentrum denken. die öffnungszeiten von 8.30 bis 2.00 bedingen trotz besonderer sicherheitsvorkehrungen und selbstbedienungssystemen einen enormen personalaufwand. die zukunftssicherheit wollte man durchgehende doppelböden erreichen, die eine sofortige umwandlung von leseplätzen in pc-arbeitsplätze ermöglicht - viele teilnehmer fragten sich nach der besichtigung, wo dann noch platz für das lesen wäre.

bilder des learning resource center am hatfield campus



nach diesen eher ernüchternden erlebnissen folgte mit einer führung und einem dinner in knebworth house, einem kleinen verträumten landschloß in der nähe des campus von hatfield der sehr erfreuliche ausklang dieses tages.



fallbeispiele universitätsbibliotheken:

universität von oslo:
eirin anne haugen, planungsverantwortliche

eirin anne haugen berichtete als planungsverantwortliche der universitätsbibliothek oslo vom neubau eines gebäudes, in der die fakultätsbiblitohek der geistes- und sozialwissenschaften sowie ausstellungs- und verwaltungsräumen untergebracht werden sollen. von insgesamt knapp 30.000 m2 umfaßt der bereich der bibliothek 18.000 m2, wobei 10.000 m2 für die magazinierung von 2 millionen bänden reserviert sind, der rest für 800 lese / pc-arbeitsplätze und die bibliotheksleitung vorgesehen ist. das gebäude, das ganz auf die erfordernisse der elektronischen, der digitale bibliothek ausgelegt worden ist, soll im november 1998 fertiggestellt sein.



die fakultätsbibliothek für ingenieurswissenschaften der universität von porto, portugal:
ana azevedo, fakultätsbibliothekarin

ana azevedo berichtete von den schwierigkeiten bei der planung der fakultätsbibliothek für ingenieurwissenschaften der universität von porto (14). diese bibliothek wird auf einem neuen campus errichtet und soll 400 lehrer und 5.000 der insgesamt 22.000 studenten mit der notwendigen literatur und edv-infrastruktur versorgen. seit dem baubeginn kam es zu drei grundlegenden umplanungen, erst bei der letzten wurden bibliothekare zugezogen. so wurde eine verschiebung des bibliothekarischen schwerpunktes von der referenz- zur technischen literatur vorgenommen und die 600 leseplätze und 150 workstations auf den 6.500 m2 bzw. acht geschosse völlig neu angeordnet. dies führte letztendlich zur verschiebung des eröffnungstermins weit ins jahr 1999. interessanter als das portugisische architekturbeispiel waren aber die allgemeinen aussagen der vortragenden, die die in england eingeschlagene richtung bestätigten. sie sprach davon, daß bibliotheken nicht mehr nur für sich selbst bestehen können, neue geschäftsfelder, z.b. die edv-betreuung, übernehmen müßten und davon, daß bibliothekare zu managern ausgebildet werden sollten. für diskussionsstoff in der kaffeepause war gesorgt.



adaptierung von gebäuden für akademische bibliotheken - spanische erfahrungen
puig batalla und daniel osuna, universität von barcelona

einen interessanten und mit vielen bildern unterlegten einblick in spanische projekte vermittelten dann jordi puig i batalla und daniel osura páez, beides architekten an der universität barcelona. für das liber-seminar haben sie eine empirische untersuchung über neuere bibliotheksbauten durchgeführt, aus der sie drei beispiele auswählten. für die biblioteca del bellvitge, eine campusbibliothek in barcelona, wurde ein unbenutztes parkhaus umgebaut. insgesamt wurden auf 2.250 m2 1.180 lfm regale, 570 lese- und 24 pc-arbeitsplätze untergebracht. da leider kein geld für die umgestaltung der fassade verfügbar war, glaubt man aber noch immer eine gebäude für autos denn für bücher zu sehen. mit der biblioteca pública del estado salamanca konnte dafür die um das jahr 1492 erbaute casa de las conchas revitalisiert werden. eine über fünf jahrhunderte dauernde umbautätigkeit hat damit ihren vorläufigen abschluß gefunden. nach der entfernung der störenden einbauten wurde behutsam eine forschungs- und eine öffentliche bibliothek hinter einer aufregenden, mit steinmuscheln verzierten außenwand integriert. die biblioteca de nacional de catalunya ist seit langem in einem historisches gebäude untergebracht, das im 15. jht. als spital erbaut wurde. im zuge der renovierung von 1989 bis 1995 wurden die leseräume unter den gotischen gewölben neu eingerichtet, ein altes magazin aus den 40-er jahren abgebrochen und dafür ein neuer, viergeschoßiger tiefspeicher errichtet sowie ein verwaltungsgebäude angebaut. trotz der unterschiedlichen architektursprache von altem und neuem fügen sich die teile harmonisch ineinander, vielleicht weil keines das andere übertreffen will. weitere auswertungen haben die vortragenden in einer kleinen broschüre zusammengestellt, die über die liber beziehbar ist.



die silesian bibliothek in katowice, polen
jurand jarecki, architekt - ARAR design atelier
tomasz grabiak und przemyslaw bilozor, EMAX

zur präsentation des polnischen beispiels, der silesian bibliothek in kattowitz, wurden aufgrund von sprachproblemen zwei videos, eines über die architektur und eines über das vollautomatische hochregallager (ein werbefilm) gezeigt. das herz dieser bibliothek ist dieses vollautomatische magazin, das 650.000 bände in einem 9m hohen regal beherbergt. zur bedienung dieser computergesteuerten anlage sind lediglich 3 personen notwendig, jede bestellung soll in nur 10 minuten abgewickelt werden können. die architektur dieser in einem industriegebiet in fertigstellung befindliche einrichtung erinnert noch sehr an vergangene zeiten, auch wenn man bemüht ist, an westliche vorbilder anzuschließen.



neue wege der finanzierung öffentlicher gebäude - die grazer unviersitätsbibliothek, österreich
d.i. peter holzer, bundesimmobiliengesellschaft, wien

peter holzer von der bundesimmobiliengesellschaft wien gab einen einblick in neue wege der finanzierung von öffentlichen gebäuden in österreich. die renovierung der universitätsbibliothek graz (17) und der neubau des resowi-zentrums der universität graz wurden über eine privatwirtschaftliche finanzierung abgewickelt. im zuge der renovierung wurde das universitätsgebäude mit seiner architektur der jahrhundertwende mit einem hochmoderner anbau zur erweiterung der lese- und verwaltungsräume konfrontiert. im neubau für die rechts- und sozialwissenschaftlichen institute konnte eine ansehendliche fakultätsbibliothek untergebracht werden. insgesamt wurden 30.000 m2 nutzfläche in nur 30 monaten errichtet, wobei die bausumme mehr als 1,3 milliarden schilling betrug.



fallbeispiele nationalbibliotheken:

die deutsche bibliothek:
kurt nowak, stellvertretender direktor

der nachmittag begann mit einem vortrag von kurt nowak, der den neubau der deutschen bibliothek in frankfurt vorstellte. der berichterstatter bekam nur mehr die letzten sätzen über den auftrag der bibliothek als kulturelles zentrum zu hören, da aufgrund des dichtgedrängten programms die mittagspausen zu kurz bemessen waren (die kulinarische situation londons wird als bekannt vorausgesetzt). hier kann leider nur auf das erscheinen des tagungsbandes vertröstet werden.


königliche bibliothek schweden:
margareta torngren, leiterin der benutzungsabteilung

margareta torngren berichtete vom umbau der königlichen bibliothek in stockholm. als nationalbibliothek wurde sie 1878 eröffnet, 1920 erweitert, nun wurde der historische lesesaal renoviert und der eingangs- und informationsbereich um 30 millionen £ umgebaut. das bild von der „royal electronic library“ wollte man trotz der umstellung auf ein neues, elektronischen katalogsystem vermeiden. so wurden die computer aus den historischen bereichen herausgehalten und so unauffällig als möglich positioniert. als unsicherheitsfaktor bleibt, ob sich die benutzer auch so verhalten, wie dies die bibliothekare und architekten geplant haben - das kann erst die zukunft zeigen.



im anschluß an den letzten vortrag brachen die tagungsteilnehmer in gruppen zur underground auf, galt es doch noch eine von sechs institutionen in london zu besichtigen. zur auswahl standen dabei: london guildhall unversität, imperial college, queen mary and westfield college, the wellcome institut, university of east london, university of westminster. da nach diesem programmpunkt kein plenum mehr vorgesehen war, kam es leider nicht mehr zum austausch der erfahrungen über die besichtigten objekte.



die britische bibliothek in st. pancras

begrüßung:
dr. brian lang, direktor der britischen bibliothek

in seinen begrüßungsworten freute sich brian lang erstmals berufskollegen das haus präsentieren zu dürfen. es seinen erst zwei lesesäle in betrieb, die anderen würden nach übersiedlung der entsprechenden bestände eröffnet werden. zum thema des seminars wurden die englischen beispiele der letzten tage relativiert. aus der sicht der british library werden bücher weiterhin das herz der bibliotheken bleiben. deshalb wurde auch für die king georg library, dem ursprung der heutigen sammlung, in der eingangshalle ein klimatisierter, sechsgeschoßiger glaskubus errichtet. sie sollte das erste sein, was man beim betreten des hauses sieht. es werden auch immer lesesäle notwendig sein, es könnte die benutzung durch die leichtere auffindbarkeit der bücher in den elektronischen katalogen sogar steigen - so würden sich beide technologien ergänzen.



das st. pancras- projekt:
sir colin st.john wilson, architekt

professor sir colin st. john wilson hielt dann den wahrscheinlich besten vortrag dieser tage. anhand des st. pancras projektes legte er die denkweise eines architekten bei der lösung einer so umfangreiche bauaufgabe dar. die hauptaufgabe des architekten ist die schaffung von räumen. dabei muß er das richtige, das menschliche verhältnis von innen- und außenraum finden. schon michelangelo schrieb, daß jemand, der den menschlichen körper nicht versteht, kein architekt sein kann. zu den von seinem lehrer alvar aalto formulierten prinzipen der architektur gehört es, zuerst alle rahmenbedingungen zu absorbieren, alle faktoren zusammenzufassen bevor mit der arbeit begonnen werden kann. die überlegungen für die neue british libary an diesem schwierigen bauplatz, einem ehemaligen bahnhofsgelände, begannen vor 36 jahren. zu den sensibelsten entwurfsproblemen einer bibliothek zählt die tageslichtverteilung. man sollte wissen, wo man ist, aber auch, wie spät es ist. so fiel die entscheidung, die bücherspeicher unterirdisch zu situieren, sehr bald, auch das konzept der offenen stockwerke, bei aller lärmproblematik, zog sich durch all die jahre des planungsprozesses. die schlußworte klang aber desillusioniert: „als ich mit dem projekt begann war ich ein junger architekt, heute bin ich ein berühmter.“



die private finanzierungsinitiative:
john kitching, finanzabteilung der britischen bibliothek

john kitching berichtete im anschluß von den wegen der finanzierung dieses projektes, die sich zu einem großen teil auf privates kapital abgestützt hat, das in eine public finance initiative zusammengefaßt wurde. schließlich beantwortete ruth coman fragen zum ablauf der übersiedlung.



führung durch das gebäude:

die führung durch das haus, der die teilnehmer mit großer erwartung entgegengesehen haben, geriet leider zur herben enttäuschung. das besucherservice der british library, das fremdenführer einsetzt, hatte den auftrag, niemand in schon besiedelte bereiche vorzulassen. so zeigte man einen leeren, allerdings möblierten lesesaal, die eingangshalle und den ausstellungsbereich. vom schon im betrieb befindlichen humanities reading room durfte man die außentüre betrachten, zu den verwaltungsbereichen, gar zu den magazinen blieb der weg versperrt. auf die bitte, diese bereiche zu präsentieren wurde nur erklärt, wir wären nichts anderes als normale besucher!

bilder von der britischen bibliothek



abschluß der tagung

prof. dr. elmar mittler, universität göttingen
vorsitzender der LIBER architekturgruppe

die abschlußworte von prof. mittler im visitors centre der british library fielen trotzdem sehr positiv aus, denn er sah die ziele des seminars, einen einblick in die zukunft der bibliothek, der multimedialen bibliothek zu gewinnen, als erfüllt an. sein dank galt allgemein allen vortragenden und gastgebern, speziell aber marie-françoise bisbrouck und graham bulpitt für die hervorragende organisation.



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vor zur zusammenfassung und schlußfolgerung

mag. gerhard fritz